Steubenparade

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Das Schloß Schnaditz bei Delitzsch (obere Gerichtsbarkeit, Lehnsherr war Kurfürst Johann Georg III. von Sachsen) kaufte Christoph Otto von Steuben 1678 von der Erbengemeinschaft der Familie von Bülow. 1686 erbte es sein Sohn Christoph Liborius von Steuben, der die dazugehörige Schnaditzer Kirche im Jahre 1716 teilweise umbaute und erneuerte. Nach dem Tode des Christoph Liborius im Jahre 1738 wurden das Schloß und das dazugehörige Rittergut 1757 auf Antrag seiner Witwe mitsamt der Ländereien von 1300 Morgen sequestriert und zunächst unter die Verwaltung des Amtes in Düben gestellt. 1764 übernahm es die Familie von Görtz, 1789 die Grafen von Einsiedel zu Schönfeld und Baldria. 1792 ging es in den Besitz des sächsischen Kommissionsrats Christoph Samuel Martini über, der den 10 Hektar großen Park nach dem Vorbild der berühmten Wörlitzer Schloßparkanlage (bei Dessau) umgestaltete. Bis zum Jahr 1940 blieb das Schloß Schnaditz im Besitz der Familie Martini. Der letzte private Besitzer Dr. med. Erich Wendenburg wurde 1945 enteignet.
Die wechselvolle Geschichte des Schlosses führt in das 13. Jahrhundert zurück. Erbaut wurde es um das Jahr 1273. Bodo und Otto "Ritter von Schneuditz" liegen in der Auf-stellung der Gutsherrenschaft zu Schnaditz an erster Stelle. Es folgen Namen wie Albrecht von Oechlitz, Heinrich von Bünau, Nickel von Rabil und Ludwig von
Wuthenau. Die längste Zeit (1463-1655) lebten dort die Familienmitglieder derer von Zaschnitz, durch Einheirat auch mit der Steubenschen Familie verwandt. Einer dieser Schloßherren, Gunther von Zaschnitz, ging seinerzeit ziemlich unrühmlich in die literarische Geschichte ein: 1532 raubte er die Pferde des Händlers Hans Kohlhaase in Wellaune (damals ein Vorwerk von Schnaditz) - der Fall wurde später zur Vorlage für die Novelle "Michael Kohlhaas" von Heinrich von Kleist.

Auch in der NS-Zeit war das Schloß Schauplatz dramatischer Ereignisse: Walter Martini, Sohn des vor-letzten Besitzers war mit Marie Oster verheiratet, einer Schwester von Generalmajor Hans Oster. Dieser war Abwehrchef im Oberkommando der Wehrmacht und als führendes Mitglied der militärischen Widerstands-gruppe am Attentat gegen Adolf Hitler beteiligt. Nachdem der Anschlag fehlschlug, wurde Hans Oster am 21. Juli 1944 in Schnaditz verhaftet und am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg (Oberpfalz) gehenkt.

Nach Kriegsende schließlich diente das Schloß als Unterkunft für osteuropäische Flüchtlinge. Zu DDR-Zeiten waren in den drei Flügeln unter anderem die Gemeindeverwaltung und ein Kindergarten unterge-bracht, der bauliche Verfall schien nicht mehr aufzuhalten. Seit der Wende steht das Gebäude leer, zur Zeit wird das denkmalgeschützte Bauwerk restauriert.

 


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