Die umstrittene Abstammung des Generals
Friedrich Wilhelm von Steuben knüpft
zu Beginn des 17. Jahrhunderts an die Friedeburger
Linie des Steubenschen Uradelsgeschlechts an. Sie
basiert auf Angaben seines Vaters Wilhelm Augustin,
die von dem späteren US-Freiheitshelden übernommen
und in einem selbstgefertigten Stammbaum-Entwurf nieder
geschrieben wurden. Das Original befindet sich Generallandesarchiv
Karlsruhe. Der Vollständigkeit halber - ungeachtet
der historischen Diskussion - wird diese Genealogie
an dieser Stelle ausführlich beschrieben.
Sohn des Nicolaus:
(aus 2. Ehe)
Ludwig (Lüderich),
Erbherr auf Enns und Gerbstedt. Geboren 1642,
gestorben 1704. Ehrenritter des Johanniter
Ordens. Vermählt mit Louisa
Catharina von Hell aus dem Hause
Büsternick, geboren 1641, gestorben 1689. Tochter
des Karl von Hell auf Büsternick
(Rheinland) und der Ursula Elisabeth von der
Linden
Kinder des Ludwig:
1) Johannes,
geboren 1664 (jung gestorben)
2) Marie Louise,
(jung gestorben)
3) Augustin,
Erbherr auf Enns und Gerbstedt. Geboren
1661 (Geburtstag und Geburtsort urkundlich nicht nachweisbar),
gestorben am 11. Januar 1738 in Brandenburg/Havel.
Besuch der Lateinschule in Eschwege und des
humanistischen Gymnasiums in Hersfeld, ab
1681 Studium der Theologie in Marburg und
Heidelberg. 1690 Tätigkeit als Pfarrer
in Leimen (bei Heidelberg), ab 10. Dezember 1693 reformierter
Prediger in Vacha a.d. Werra. Am 12. Oktober
1701 Berufung zum Prediger an der reformierten Gemeinde
in Drossen (heute Osno/Bezirk Neumark). Ende
1708 Wechsel nach Drechen (bei Hamm/Westfalen,
ehemalige Grafschaft Mark). Auf königlichen Befehl
am 17. September 1726 Berufung zum Königlichen
Oberprediger a. d. reformierten Kirche St.
Johannis zu Brandenburg.27 Verfasser zahlreicher theologischer
Schriften.28 Vermählt im Mai 1688 in Leimen mit
Charlotte Dorothea Gräfin von Effern,
geboren 1662, gestorben am 23. April 1733 in Brandenburg.
Jüngste Tochter des Gerhard Graf von
Effern, Erbherr auf Billesheim-Kaltenbuch
(Niederrhein) und der Louise Reichsgräfin
von Waldeck und Pyrmont.
Söhne des Augustin:
(1) Johann Karl Konstans,
geboren 1691 in Heidelberg (getauft daselbst am 8.
April 1691, Taufpaten: Charlotte Baronesse von
Reddern, Constantia Gräfin von Spanheim,
Johann Friedrich Freiherr von Haxthausen),
gestorben am 24. Januar 1730 in Drechen (Westfalen).
Ab 1726 Amtsnachfolger seines Vaters als reformierter
Prediger an der Hofkirche des Rittergutes Schulze-Drechen
in Drechen/Westfalen. (Das Pachtgut gehörte zum
Besitz der Grafen von der Mark, die Gemeinde
mit nur 100 Gläubigen war seinerzeit die kleinste
Pfarrei im Königreich Preußen)
(2) Christian Ludwig,
geboren am 10. März 1689 in Heidelberg (getauft
daselbst am 23. März 1689, Taufpatin: Friederike
Elisabeth Gräfin zu Leiningen), gestorben
am 25. Januar 1765 in Glücksburg (Holstein).
Studium der Mathematik und Technik in Halle und Leyden,
danach außerordentlicher Mathematik-Professor
am Gymnasium illustre in Bremen. Ab 1726 Ingenieur-Capitain
bei der Artillerie in ostfriesischen Diensten
(stationiert in Emden). Mit königlicher Genehmigung
am 31. Januar 1729 Übertritt in preußische
Dienste (stationiert in Magdeburg). 1733 Einsatz beim
Festungsbau in Stettin, ab 1734 kommandierender Platz-Ingenieur
der Festung Kolberg. Wegen „violierter
Subordination“ (Ungehorsams) mit Urteil des
Kriegsgerichts vom 2. April 1736 zu drei Monaten Festungsarrest
verurteilt. Am 5. August 1736 Entlassung aus der preußischen
Armee, anschließend Wechsel in russische Dienste.
1740 Übertritt in die Königlich-dänische
Armee mit Verwendung in der holsteinischen „Fortifikation“
(Befestigungskunst): Vom 22. Juni 1742 bis 30. Oktober
1756 Einsatz als Lehrer und Ausbilder beim dänischen
Landkadettenkorps, am 31. Oktober 1756 Beförderung
zum Oberst im Ingenieurkorps. Verfasser
zahlreicher militärischer Schriften. Vermählt
im Oktober 1727 in Emden mit Agnesa Sophia
Dorothea Baroness von Schwietering
aus dem Hause Lietzenburg (heute Lütetsburg),
geboren 1695 (getauft am 2. Juni 1695) in Lütetsburg
bei Norden/Ostfries land (Sterbedatum unbekannt).
Tochter des Carl Heinrich Wilhelm von Schwietering
(Sergeant in kaiserlichen Diensten) und der Elisabeth
Cornelia Sophia von Dincklage
Kinder des Christian Ludwig:
a) Karl Augustin,
geboren im Oktober 1728 in Emden, gestorben am 2.
November 1735 in Kolberg
(Preußen)
b) August Ludwig,
geboren am 12. September 1731 in Magdeburg, gestorben
1765 in Kopenhagen
(Dänemark)
c) Anna Sophia Cornelia,
(Zwillingsschwester des August Ludwig), geboren am
12. September 1731 in Magdeburg, gestorben am 25.
Juli 1821. Herrin auf Gut Limbergen
bei Fürstenau/Kreis Osnabrück (erbte den
Stammsitz der Familie Schwietering 1764 von ihrer
Mutter, nachdem die letzte männliche Linie der
Familie ausgestorben war). Vermählt
am 11. April 1755 mit Christian Friedrich Baron
von Löwenstern, geboren am 8. Februar
1727 in Wittgenstein (Hessen), gestorben am 1. Oktober
1767 in Glücksburg. Major in
dänischen Diensten, Flügeladjudant von König
Frederik V. von Dänemark
d) Peter Martin,
(geboren 1748 in Dänemark, wird in der älteren
Genealogie fälschlicherweise als Sohn des Christian
Ludwig ausgewiesen). Begründer der amerikanischen
Linie.
weitere Kinder des Augustin:
(3) Marie Amalie,
geboren am 30. Mai 1693 in Kassel (getauft daselbst
am 3. Juni 1693, Taufpatin: Marie Amalie Landgräfin
von Hessen-Kassel), gestorben 1747. Vermählt
1726 mit einem von Hagenbach (Edelmann
aus der Schweiz)
(4) Christian Moritz,
geboren am 14. April 1695 in Vacha an der Werra (Taufpaten:
Sophie Elisabeth von der Malsburg, Christian
Adolf Graf von Effern), gestorben 1696
(5) Wilhelmine Charlotte,
geboren am 21. Juli 1697 in Vacha an der Werra (Sterbedatum
unbekannt, Taufpatin: Wilhelmine Charlotte Prinzessin
von Hessen-Philippsthal). Vermählt
1730 mit Johann Friedrich Hilmar Baron
von Monsbrug. Erbherr auf Twistel (bei Bersenbrück)
(6) Gottfried Gerhard,
geboren 1712 in Drechen, gestorben 1748 in Holland.
Ab 1732 Fähnrich im preußischen
Infanterieregiment von Lojadier (ab 1736
in holländischen Diensten, zuletzt im Rang eines
Capitains)
(7) August Gottlieb,
geboren im November 1707 in Berlin (getauft daselbst
am 29. November 1707). Leutnant im
preußischen Grenadier-Bataillon von Kalkstein.
Gestorben am 3. Mai 1741 in Ohlau (Regierungsbezirk
Breslau, dort begraben). Erlag einer Verwundung, die
er am 10. April 1741 in der Schlacht bei Mollwitz
(1. Schlesischer Krieg) erlitten hatte.
(8) Wilhelm Augustin,
geboren am 17. April 1699 in Vacha an der Werra (Taufpate:
Johann Karl Tass, Hofprediger des Fürsten
zu Hessen-Philippsthal) gestorben am 26. April 1783
in Küstrin (Preußen). Studium der Mathematik
in Halle (Immatrikulation am 10. Januar 1715) und
Eintritt als Fahnenjunker in das preußische
Infanterieregiment von Gersdorff. Ab 1724
Fähnrich im Regiment von Bardeleben,
am 29. September 1727 Beförderung zum Lieutenant
beim Ingenieurkorps in Magdeburg, 1729 Ernennung zum
Ingenieur-Capitain.
1731 Verleihung des Ordens de la
Generosite‘ durch König Friedrich
Wilhelm von Preußen. Am 8. August 1731
Übertritt in russische Dienste, am 3. Februar
1741 Rückkehr in das preußische Ingenieurkorps
im Rang eines Majors. Beförderung zum Oberstleutnant
im 1. Schlesischen Krieg. Ritter des preußischen
Ordens Pour le Mérite (verliehen
am 1. November 1741 für seine Verdienste bei
der Eroberung der Festung Neiße). Vermählt
1729 mit Elisabeth Maria Dorothea
Justina von Jagow aus dem Hause Groß
Garz, geboren am 14. August 1707, gestorben im Januar
1780. Tochter des Arnold August von
Jagow auf Groß Garz (bei Wittenberge/Altmark)
und der Eleonore von dem Knesebeck.
Außerdem hatte Augustin noch einen
Sohn Christian (geb. in Drechen,
jung gestorben) u. eine Tochter Christiane
Polyxene, geb. in Drechen, gestorben nach
1785 in Brandenburg (Taufpaten beider Kinder: Prinz
Christian und Prinzessin Polyxene von Hessen-Wanfried)