|
Gottlieb Arndt
von Steuben kommt am 25. Juli 1826 als dritter
Sohn und viertes von neun Kindern des Georg
Wilhelm Karl Liborius von Steuben und seiner
Gemahlin Adelheid, geborene von Kracht
in Eisenach zur Welt. Sein Vater war Großherzoglich-sächsischer
Kammerherr, diente zuletzt als Oberst im Großherzoglich
sächsisch-weimarischen Truppenkontingent.
Auch seine Mutter entstammte als Tochter des Königlich
- bayerischen Obersten Maximilian Heinrich von
Kracht einer Offiziersfamilie. |
Nach dem Besuch der Erfurter Realschule
und des Gymnasiums in Eisenach tritt er am 11. April
1843 als Musketier in das 5. thüringische Infanterieregiment
Nr. 94 ein. Bedingt durch den Bündnisvertrag
des Großherzogtums Sachsen-Weimar mit dem Königreich
Preußen tritt das weimarische Truppenkontingent
mit Wirkung vom 1. Oktober 1867 dem preußischen
Heeresverband bei, gehört fortan zur 22. Division
des 11. Armeekorps. Offiziere und Mannschaften des
Regiments werden jedoch weiter vom Großherzogtum
Sachsen gestellt.
Militärischer Werdegang:
15. Juli 1843:
Beförderung zum Unteroffizier / Infanterieregiment
Nr. 94
5. März 1844:
Beförderung zum Portepeefähnrich / Infanterieregiment
Nr. 94
16. Februar 1846:
Beförderung zum Secondelieutenant / Infanterieregiment
Nr. 94
Sommer 1848:
Feldzug gegen Dänemark
8. Juni 1849:
Beförderung zum Premierlieutenant / Infanterieregiment
Nr. 94
März 1850:
Ernennung zum Bataillonsadjudanten im Infanterieregiment
Nr. 94
5. Januar 1858 :
Führer der 5. Kompagnie im Infanterieregiment
Nr. 94
31. Juli 1858:
Hauptmann und Chef der 5. Kompagnie im Infanterieregiment
Nr. 94
Sommer 1866:
Besetzung der Bundesfestungen Mainz und Ulm
25. September 1867:
Wechsel als Hauptmann und Kompagniechef im Infanterieregiment
Nr. 94
in den Verband der königlich-preußischen
Armee
10. November 1868:
Beförderung zum Major
19. März 1869
Wechsel ins königlich-preußische Infanterieregiment
Nr. 20
15. Mai 1870:
Kommandeur des II. Bataillons im Infanterieregiment
Nr. 20
Herbst 1870 :
Feldzug gegen Frankreich. Schlachten bei Vionville
und Gravelotte,
Belagerung von Metz, Gefecht bei Chilleurs aux Bois
2. September 1873:
Beförderung zum Oberstlieutenant / Infanterieregiment
Nr. 20
1. Juni 1875:
Kommandeur des Füsilierbataillons Nr. 35
18.Mai 1876:
Kommandeur des königlich-preußischen Infanterieregiments
Nr. 79
20. September 1876:
Beförderung zum Oberst / Infanterieregiment Nr.
79
16. November 1882:
Regiments-Oberst a’ la suite und Kommandeur
der 18. Infanteriebrigade
21. November 1882:
Beförderung zum Königlich preußischen
Generalmajor
11. Februar 1886:
Ausscheiden aus dem aktiven Dienst, mit Pension zur
Disposition (z.D.) gestellt.
Ehrungen und Auszeichnungen:
Eisernes Kreuz II. Klasse (verliehen
am 29. September 1870)
Königlicher Kronen Orden II. Klasse
(7. September 1881)
Roter Adler Orden II. Klasse mit Eichenlaub
(18. Januar 1885)
Nach 12-jähriger Zugehörigkeit
zum Infanterieregiment 94 beantragt Steuben, inzwischen
zum Bataillons-adjudanten avanciert, bei der herzoglich-sächsischen
Wehrbereichsverwaltung die Heiratserlaubnis, die ihm
am 6. April 1854 offiziell erteilt wird. Zwei Monate
später, am 22. Juni 1854 ehelicht der 27-jährige
Premierlieutenant in Eisenach die sieben Jahre jüngere
Julie Antoinette Dorothea von Tschirschky und
Boegendorff, Tochter des Eisenacher Schlosshauptmanns
und Großherzoglich-sächsichen Kammerherrn
Adam von Tschirschky und Boegendorff und
seiner Gemahlin Amalia, geborene von Strampff.
Als Hauptmann und Kompagniechef wird
Gottlieb Arndt von Steuben 1867 bei der Übernahme
des sächsisch-weimarischen Infanterieregiments
Nr. 94 in die preußische Armee von seinem Regimentskommandeur
Oberstlieutenant von Beisel wie folgt beurteilt:
„Ein tüchtiger und brauchbarer
Offizier, der seine Kompagnie gut führt und bei
seinem Eifer für den Dienst und seinem Streben
sich fortzubilden, gewiß ein guter Stabsoffizier
werden wird. Längere Zeit als Adjudant verwandt,
ist er auch heute noch ein dreister und sicherer Reiter.
Hauptmann von Steuben ist verheiratet und Vater von
sechs Kindern, seine Häuslichkeit macht bei aller
Einfachheit den vorteilhaftesten Eindruck innerer
Ordnung und Gediegenheit.“
Im Feldzug gegen Frankreich führt
Steuben das II. Bataillon des Infanterieregiments
Nr. 20. Besonders in der Schlacht von Vionville
zeichnet er sich aus. Im Gefecht bei Chilleurs
aux Bois werden ihm durch ein Handpferd die Knochen
des rechten Unterschenkels zerschlagen, so dass
er am weiteren Verlauf des Krieges nicht mehr teilnehmen
kann. Nach längerer Krankheit und einer Bäderkur
wird er Ende 1871 wieder hergestellt, die Nachwehen
dieser schweren Verletzung bekämpft er noch jahrelang
mit großer Energie.
Als Oberst führt Steuben das Infanterieregiment
Nr. 79 und wird von Prinz Albrecht von Preußen,
dem Befehlshaber des X. Armeekorps, als „vorzüglicher
Regimentskommandeur“ bezeichnet, der „zu
den besten Erwartungen berechtigt“.
Zur Steubenfeier in Amerika am 19. Oktober
1881 aus Anlaß der amerikanischen Unabhängigkeit
lädt die Regierung der Vereinigten Staaten sechs
Mitglieder der Familie von Steuben ein, die damals
der preußischen Armee als Offiziere angehören.
Die Führung dieser Delegation übernimmt
Oberst Gottlieb Arndt von Steuben, die Reisekosten
trägt der Kaiser. Nach der Rückkehr aus
Nordamerika wird Steuben am 9. Dezember 1881 zur persönlichen
Berichterstattung von Kaiser Wilhelm I. empfangen.
Als Generalmajor führt Steuben
die 18. Infanteriebrigade und erwirbt sich auch in
dieser Stellung allgemeine Hochachtung. Von vortrefflicher
persönlicher Haltung zu Pferde wie auch zu Fuß
versteht er den Dienst und wirkt mit großem
Takt belehrend auf seine Untergebenen ein. Im Frühjahr
1886 tritt General von Steuben in den Ruhestand.
Er stirbt am 29. April 1900 in Görlitz
an einer Herzlähmung.