In nur wenigen Biografien militärischer Führungspersönlichkeiten zeigt sich die Steubensche Offizierstradition, verbunden mit altpreußischer Pflichtethik so nachhaltig wie in der des Generals der Infanterie Kuno Arndt von Steuben. Als ältester Sohn von acht Kindern des Königlich-preußischen General-Majors Gottlieb Arndt von Steuben und seiner Gemahlin Julie Antoinette von Tschirschky und Boegendorff wird er am 9. April 1855 in Eisenach geboren.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Eisenach erfolgt am 3. August 1868 – im zarten Alter von 13 Jahren - seine Aufnahme in die königlich-preußische Kadettenschule Oranienstein. Am 1. Mai 1871 wechselt er in die Königliche Kadettenanstalt Berlin.

Militärischer Werdegang:

23. April 1874:
Beförderung zum Seconde-Lieutenant im Füsilier-Regiment Nr. 39

20. September 1875 bis 30. September 1880:
Adjudant des III. Bataillons / Füsilier-Regiment Nr. 39

1. Januar 1882:
Adjudant des Bezirkskommandos Geldern

1. Oktober 1883 bis 21. Juli 1886:
Kommandierung an die Königlich-preußische Kriegsakademie Berlin

12. Juli 1884:
Beförderung zum Premier-Lieutenant

22. März 1889:
Beförderung zum Hauptmann im Großen Generalstab

29. März 1892:
Kompagnie-Chef im Infanterie-Regiment Nr. 59

27. November 1893:
Kommandierung in den Generalstab IX. Armee-Korps

18. Oktober 1894:
Beförderung zum Major

20. September 1896:
Kommandierung in den Großen Generalstab

13. September 1899:
Kommandeur des 1. Bataillons / Infanterie-Regiment Nr. 87

14. September 1900:
Militärlehrer an der Königlich-preußischen Kriegsakademie Berlin

18. April 1901:
Beförderung zum Oberstleutnant

22. April 1902:
Abteilungschef im Großen Generalstab

18. August 1902:
Chef des Generalstabes des VIII. Armeekorps

18. April 1903:
Beförderung zum Oberst

27. Januar 1904:
Abteilungschef für die Durchführung der kaiserlichen Manöver
im Großen Generalstab

27. Januar 1908 :
Beförderung zum Generalmajor

5. März 1908:
Berufung zum Oberquartiermeister im Großen Generalstab durch
Generalstabschef Werner von Moltke

27. Januar 1911:
Beförderung zum Generalleutnant

3. Februar 1911:
Kommandeur der 36. Division in Danzig

4. September 1913:
Ernennung zum Direktor der königlich-preußischen Kriegsakademie Berlin

1. August 1914:
Kommandierender General des XVIII. Reservekorps

19. August 1914:
Beförderung zum General der Infanterie

5. Juni 1917:
Ernennung zum Oberbefehlshaber der 11. Armee in Mazedonien
als Nachfolger von Generalfeldmarschall August von Mackensen (1849-1945)

Weltkrieg 1914/18:
Schlachten bei Neufchateau, Tremblois und Charignon, Stellungskämpfe an der Westfront, Herbstschlacht in der Champagne (1915), Kämpfe vor Verdun 1916 und in Mazedonien

31. Januar 1919:
Abschied aus dem aktiven militärischen Dienst

Ehrungen und Auszeichnungen:

Königlicher Kronen-Orden 2.Klasse (Verleihung am 13. September 1906)

Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern (11. September 1907)

Roter Adler-Orden 2. Klasse mit Eichenlaub (16. Januar 1910)

Stern zum Kronen-Orden 2. Klasse (22. Januar 1911)

Stern zum Roten Adler-Orden 2. Klasse (12. Januar 1913)

Königlicher Kronen-Orden 1. Klasse (18. Januar 1914)

Orden Pour le Mérite (13. Oktober 1915)

Kommandeur des Füsilier-Regiments Nr. 39, dem Kuno von Steuben als Absolvent der Kadettenanstalt zugewiesen wird, ist der spätere General der Infanterie von der Burg – zuletzt Kommandierender General des II. Armeekorps. Von ihm, der bereits eine interessante soldatische Laufbahn hinter sich hat, empfängt der junge Steuben die ersten militärischen Eindrücke, steht ihm persönlich nahe. Schon nach einem Jahr wird er Bataillonsadjudant, vertritt wiederholt auch den Regimentsadjudanten. Im gesamten Offizierskorps genießt der junge Offizier Achtung und Bewunderung. Vier Jahre später, am 27. September 1897, vermählt er sich in Düsseldorf mit Martha Wilhelmine Franziska Wesener - jüngste Tochter seines Regimentskommandeurs Oberst Christian Wesener.

Nach zweijähriger Tätigkeit als Adjudant beim Bezirkskommando Geldern besucht Steuben die Berliner Kriegsakademie und wird 1893 als Hauptmann zum Generalstab abkommandiert, dem er mit kurzen Unterbrechungen bis zum Generalleutnant angehört. Schon in seinen ersten Verwendungen, beim V. Armeekorps und bei der 2. Division, wird seine große Befähigung als Generalstabsoffizier deutlich. Fleißig, gewissenhaft, gewandt im schriftlichen wie mündlichem Ausdruck, schnell von Entschluss, bescheiden im Wesen, ein hervorragender Charakter, genießt er das besondere Vertrauen seiner Vorgesetzten. Nach kurzer Zeit als Kompaniechef in Darkehmen kehrt Steuben in den Generalstab zurück – zunächst zum Generalkommando in Altona, anschließend zum Großen Generalstab. Auch nach wenigen Monaten, in denen er ein Bataillon in Mainz führte, wird er wieder in den Großen Generalstab versetzt.

Als Taktik-Ausbilder und in der Führung der Generalstabsgeschäfte an der Kriegsakademie entwickelt er ein hervorragendes Lehrtalent.. Im Jahre 1902 zum Generalstabschef des VIII. Armeekorps in Koblenz ernannt, versieht Steuben diese Stellung zunächst beim Erbgroßherzog von Baden, später bei dessen Nachfolger General der Infanterie von Deines. Dieser berichtet am 1. Dezember 1903 über Steuben:

„Taktvoll, mit besten Umgangsformen und liebenswürdigem geraden Charakter, willensstark, absolut zuverlässig, von seltener Arbeitskraft, mit weitem Blick, stets klarer taktischer Auffassung und treffendem, selbstständigem Urteil. Er füllt seine Stellung vortrefflich aus. Mehrmonatige Erkrankung hat er mit eiserner Energie überwunden, so dass er die Herbst-tübungen und Manöver in voller Leistung mitmachen konnte. Zum Regimentskommandeur und zu höheren Führerstellen unbedingt geeignet.“


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